"Think positive – and positive things will happen."
Reicht ein "bisschen positiv denken" schon, damit wir "aufblühen" und unserem ganz persönlichen Wohlbefinden etwas näher kommen können? Nun, ja, ein bisschen positiv denken wird vermutlich nicht reichen, aber eine positive Lebenseinstellung wird das eigene, authentische Glück garantiert fördern und unterstützen. Und wenn wir positiv und optimistisch denken, wie viel Optimismus ist davon gesund?
Warum ich hier auf meinem Blog einen Ausflug wage und einen Blick auf die Vorzüge Positiver Psychologie werfe? Weil ich es versprochen habe. Ich hatte das Thema "angeteasert" – und nun gibt es mehr davon. Und ganz ehrlich, das eigene Wohlbefinden, eine positive Lebenseinstellung und das Erkennen von Sinn in seinem Tun, haben auch enorme Vorteile für gute, gelingende, zwischenmenschliche Kommunikation (meinem eigentlichen Thema hier am Blog. Apropos Kommunikation: Kommunikation ist DAS Instrument der Führung, daher wird das Thema Positive Psychologie auch beim Vorstellen und Diskutieren von Positive Leadership nochmals viel Platz am Blog bekommen).
Und hier auch noch zur Frage wie viel und ob Optimismus gesund ist. Der gesunde Optimus ist der Optimismus, der in der Lage ist die Wirklichkeit zu beeinflussen. Und dann gibt es natürlich jenen Optimismus, der auf die Wirklichkeit keinen Einfluss hat.
Nun "der gesunde Optimismus" ist ein anderes, eigenes Thema. Eventuell neues für einen weiteren Blog Artikel. Zuerst aber wollen wir uns dem Glück und dem Wohlbefinden widmen – und einigen Überlegungen und Erkenntnissen zu den Bedingungen eines gelingenden Lebens.
Glück ist nicht Wohlbefinden
G L Ü C K , Wohlbefinden, Sinn und Selbstverwirklichung sind die Schlagwörter unserer Zeit. Der Buchmarkt ist überschwemmt – und die Buchläden sind (über)gefüllt mit immer neuen Ratgebern (von welchen ich selbst zur Genüge schon gelesen habe); Magazine und Zeitungen berichten regelmäßig. Das Interesse ist groß und alle fragen sich wie ein glückliches und erfülltes Leben gelingen kann.
Was ist Glück? Glück ist vergänglich. Glück ist ein Augenblick. Doch wonach streben wir? Nach Glück? Oder doch eher nach Wohlbefinden, Zufriedenheit, Sinn im Tun und erfüllten Beziehungen?
Martin Seligman, Begründer der Positiven Psychologie, hat sich dem Themen Glück und Wohlbefinden sehr wissenschaftlich genähert – und ich versuche "seine" Säulen des persönlichen Wohlbefindens hier kurz zu umreißen und einige Übungen der Positiven Psychologie zu erklären.
Nach Seligman basiert Wohlbefinden auf fünf Säulen:
positive Emotionen spüren (positives Gefühl),
sich für etwas engagieren (Engagement),
mit anderen Menschen verbunden sein (positive Beziehungen),
Sinn in unserem Tun finden und merken,
dass wir etwas bewegen können (Zielerreichung).
Wohlbefinden ist ein Konstrukt, und das Thema der Positiven Psychologie ist NICHT GLÜCK (wie man meinen könnte), sondern Wohlbefinden. Und Wohlbefinden hat diese oben angeführten, messbaren Elemente (vgl. Seligman 2015: 45).
Aus Seligmans Buch habe ich ein paar Übungen der Positiven Psychologie ausgewählt, die funktionieren und "glücklicher" machen (für mehr Wohlbefinden sorgen und aufblühen lassen).
Und für noch mehr Glück, Glücksgefühle und Wohlbefinden habe ich Seligmans Übungen durch einige Übungen von Silja Mahlow, Christoph Schlick und Su Busson ergänzt.
DANKBARKEIT
Silja Mahlow (2021: 20) schreibt, "lass Dankbarkeit deine Droge sein" und verweist darauf, dass Dankbarkeit ein wahrer "Gamechanger" für inneres Glück ist. Dankbarkeit vereinfacht den Zugang zu positiven Erinnerungen, und somit auch zu positiven Gefühlen, und verändert somit dauerhaft unsere Wahrnehmung. Dankbarkeit ist die Superkraft im "Glückshandwerkskoffer" (vgl. Mahlow 2021: 20).
Der Dankesbesuch
Der "Dankesbesuch" ist eine wunderbare Übung, die gleich zwei Personen glücklich machen wird. Doppeltes Glück, quasi.
Vor dem "Dankesbesuch" stellt man sich die Fragen: Wer hat für mich vor Jahren etwas getan oder auch gesagt, das mein Leben zum Besseren verändert hat? Wer war das? Welche Entscheidung hat mein Leben positiv verändert? Wer war dafür mitverantwortlich? Wem bin ich heute noch dankbar dafür?
Die Aufgabe besteht darin, einen Dankesbrief an diese Person zu schreiben und den Brief persönlich zu überbringen. Dankbarkeit macht glücklicher und zufriedener. Wenn wir Dankbarkeit empfinden, ziehen wir großen Nutzen aus dieser sehr angenehmen Erinnerung an ein positives Ereignis. Und wenn wir Dankbarkeit anderen gegenüber äußern, stärkt das unsere Beziehung zu ihnen (vgl. Seligman 2015: 53, 54). Mit dem "Dankesbesuch" und dem Dankesbrief machen wir nicht nur die andere Person glücklich. Wir machen auch uns selbst damit glücklich(er).
Die tägliche Portion Dankbarkeit:
Dankbarkeitstagebuch
Die Übung kennen mittlerweile schon viele und auch viele praktizieren sie. Für jene die, die "Dankbarkeitstagebuch-Übung" noch nicht kennen (sie wird auch im Buch von Silja Mahlow ganz genau beschrieben) hier eine sehr kurze Anleitung dazu.
Unzählige Studien (Seligman 2015) belegen, dass Dankbarkeit das eigene Wohlbefinden und Glücksgefühle stärkt und uns widerstandsfähiger macht. Nicht nur Silja, auch ich und viele andere, praktizieren diese Übung. Täglich. Abends.
Für die Übung benötigt man nur einen Notizblock, in dem man jeden Abend schöne Augenblicke, "Magic Moments", Situationen, Menschen, Begegnungen, Begebenheiten, Dinge schreibt für die man heute dankbar ist. Wichtig dabei ist, dass man sich dieser Dinge bewusst wird und so nochmals in diesen guten Gefühlen "baden" kann (vgl. Mahlow 2021: 20).
Die Dankbarkeitsliste
Christoph Schlick nennt bei seinen Praxistipps die "Dankbarkeitsliste" als eine Übung, die ähnlich der oben genannten Übungen, den Blick auf Herausforderungen verändert. Für die Dankbarkeitsliste soll man sich etwa 20 Minuten Zeit nehmen, sich hinsetzen und mindestens 50 (ja fünfzig!) große und kleine Dinge, Erlebnisse, Situationen, Gefühle ... aufschreiben, für die man dankbar ist. Wenn möglich setzt man die Liste ein paar Tage lang fort und erweitert so um viele weitere schöne Gefühle. Das besondere an dieser Übung ist, dass man sich dieser Liste immer zuwenden kann, wenn man vor Herausforderungen und Problemlösungen steht. Bei jedem Blick auf die Liste, verändert sich auch der Blick auf die Herausforderung bzw. die Problemlösung (vgl. Schlick 2021: 56).
"Was-gut-gelaufen-ist"-Übung
Bei Seligman heißt die Übung "Was-gut-gelaufen-ist". Wir denken zu viel darüber nach, was in unserem Leben schiefläuft und weniger über das, was gut läuft. Wichtig aber ist, für das eigene Wohlbefinden, an die Dinge zu denken, die gut gelaufen sind, und sie zu genießen (vgl. Seligman 2015: 57). "Den guten Dingen auf der Spur zu sein" hilft, positive Gefühle zu fördern. Die Grundidee davon ist, dass Menschen, die Dankbarkeit empfinden und zum Ausdruck bringen, in ihrem Leben und ihren Beziehungen etwas Gutes sehen (vgl. Seligman 2015: 242). Bei Seligmans Übung geht es darum abends drei Dinge aufzuschreiben, die gut gelaufen sind und WARUM sie gut gelaufen sind. Das Aufschreiben WARUM die positiven Ereignisse geschehen, mag sich seltsam anfühlen, ist aber fürs "Begreifen" wichtig und gut.
Die Neuroplastizität unseres Gehirns oder:
Die Power der guten Gefühle
Wenn die Medizin von der Neuroplastizität unseres Gehirns spricht, meint sie, dass unser Gehirn immer wieder neu lernen kann, neu zu denken, neue Erkenntnisse zu gewinnen und Dinge anders zu denken und anders zu machen. Selbst wenn wir uns im Alter von 80 Jahren neu verlieben und eine neue Sprachen lernen möchten, ist das möglich.
Unser Gehirn lernt ständig dazu – es verändert sich permanent! Neuroplastizität heißt das Zauberwort. Und die Neuroplastizität unseres Gehirns gibt uns die Verantwortung für unser Glück und unser Wohlbefinden in unsere eigenen Hände.
"Jeder ist seines Glückes Schmied!"
Wir können, egal was wir erlebt haben, unser Oberstübchen bewusst füttern und auch bewusst umbauen (vgl. Mahlow 2021: 17).
"Alles, was man tut, hinterlässt eine Spur. Daher wird es Zeit, die Spuren in einem selbst ganz bewusst hin zu mehr Leichtigkeit, Glück und Wohlbefinden zu legen." (vgl. Mahlow 2021: 17)
Unser Gehirn kann nicht unterscheiden zwischen "an etwas Gutes denken" oder es tatsächlich "gerade erleben". Ab dem Moment der Erinnerung wird die Situation inklusive aller dazugehörenden Emotionen und Gefühle abgerufen (vgl. Mahlow 2021: 18, 19).
"Das Gehirn unterscheidet nicht, ob man sich an etwas erinnert oder es gerade durchlebt. Glücklich wird, wer lernt, sich an mehr Gutes als Ungutes zu erinnern." (vgl. Mahlow 2021: 18)
Christoph Schlick (2021: 53) verwendet den Impuls der Neuroplastizität und möchte daraus einen Begriff von Lebens-Plastizität prägen:
"Wir können immer unser Leben neu gestalten. Neue Potenziale erschließen. Neue Perspektiven einnehmen. Wir sind – HOFFENTLICH! – nie fertig, nie angekommen, nie zu starr in einer Situation festgefahren." (Schlick 2021: 53)
In guten Gefühlen baden
Bei dieser Übung schließt man die Augen. Nutzt ein paar Atemzüge und denkt sehr bewusst an Momente der letzten Tage oder Wochen, in denen man sich so richtig gut und wohl gefühlt hat.
Dabei beachtet man, dass es oft nichts Außergewöhnliches braucht, um sich glücklich zu fühlen. Oft sind es die kleinen, alltäglichen Dinge, die uns tief zufrieden werden lassen.
Sobald man so einen Augenblick in seiner Erinnerung hat, tief durchatmen und sich genau dorthin zurückversetzen. Dabei stellt man sich vor, man wäre genau dort und würde genau das gleiche nochmals erleben – und dann im Wohlgefühl baden und genießen (vgl. Mahlow 2021: 19).
Charakterstärken
Wer seine Charakterstärken kennt, kann sich diese ganz eigen machen, indem man sie häufiger und auf neue Art und Weise nutzt. Unter www.charakterstarken.org kann man sich seiner Stärken bewusst(er) werden und diese dann ebenso bewusst(er) einsetzen.*
Mehr Wohlbefinden
Das waren nun einige Beispiele und Übungen für mehr Wohlbefinden. Sollte das Thema interessant sein, dann ergänze ich gerne durch weitere Übungen, Methoden oder Beispiele.
Für Fragen, Feedback oder Austausch stehe ich jederzeit sehr gerne zur Verfügung.
Ich freue mich auf ein Teilen und Austauschen von persönlichen Glücksgeschichten, speziellen "Magic Moments" und Wohlfühl-Ritualen.
Am Weg zum Glück:
Den direktesten Weg wählen!
Und abschließend gebe ich noch mit, dass man am Weg zum Glück den direkten, den direktesten, Weg wählen darf und auch unbedingt soll! Man soll dafür sorgen, dass man das fühlt, was man fühlen möchte! Unbedingt. Das hat tatsächlich oberste Priorität. Dabei wählt man genau die Gedanken, die dieses (Glücks-)Gefühl aktivieren. Dabei lenkt man seine ganze Aufmerksamkeit auf all das, was sich entsprechend gut und richtig anfühlt (vgl. Busson 2012: 179).
Findet dabei Situationen, Dinge, Aktivitäten, Ereignisse, Umstände oder auch Erinnerungen, die man mit diesem Gefühl verbinden kann. Und verbringt seine Zeit mit Menschen, die einen in dieser Hinsicht gut tun (vgl. Busson 2012: 179)!
Gefühle, die man geschenkt bekommen möchte, schenkt man andern und SICH SELBST!
So, und nun viel GLÜCK! ;)
Und bitte bedenkt:
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." – Søren Kierkegaard
Ich freue mich auf und über regen Austausch zum Thema Glück und Wohlbefinden!
Liebe Grüße, herzlichst und mit viel Glück,
Silvia
Kontakt:
Mag. (FH) Silvia Faulhammer, MSc.
Quellen & Leseempfehlungen:
Busson, Su 2012: Das Leben ist einfach kompliziert. Wien: Orac Verlag Kremayer & Scheriau.
Busson, Su (2013): Ich. Bin. Jetzt. Wien: Orac Verlag Kremayer & Scheriau.
Mahlow, Silja (2021): Willkommen auf dem Glücksplaneten. Stuttgart: Nymphenburger Verlag (mehr zu Silja Mahlow unter: https://gluecksplanet.com/)
Schlick, Christoph (2021): Die Glut in dir. Entfache das Feuer deiner Potenziale. München: Scorpio Verlag (mehr zu Christopj Schlick unter: https://www.christophschlick.com/ und https://www.sinnzentrum.at/ueber-uns/christoph-schlick/).
Schlick, Christoph (2018): Schick die Affen spielen. Wie Potenziale realisiert werden können. Verlag Kösel.
Schlick, Christopn (2017): Was meinem Leben echten Sinn gibt. Die wichtigsten Lebensfragen klären. München: Scorpio Verlag.
Seligman, Martin (2015): Wie wir aufblühen. Die fünf Säulen des persönlichen Wohlbefindens. München: Goldmann (mehr zu Martin Seligman unter: https://www.authentichappiness.sas.upenn.edu/).
* Der Charakterstärken-Fragebogen nach Martin Seligman befindet sich hier https://www.charakterstaerken.org. Der Fragebogen wurde vom Values in Action Institute (VIA) unter der Leitung von Christopher Peterson und Martin Seligman erstellt. Das Ausfüllen dauert ca. 30 Minuten. Das VIA Inventar der Stärken (VIA-IS) erfasst die 24 Charakterstärken der VIA Klassifikation und am Ende erhält man als Rückmeldung ein differenziertes Bild seiner Charakterstärken.
Der gesamte Fragebogen befindet sich auch unter: www.authentichappiness.org.
DANKE,
Danke für deine Zeit um es für uns auf den Punkt zu bringen 😀