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Falsch einsortiert? Unbewusste Rollen beeinflussen Teamdynamiken

Autorenbild: silviafaulhammersilviafaulhammer

Wer bist du im Team? Die Strategin, die für klare Abläufe sorgt? Der Motivator, der für Energie im Raum sorgt? Oder der Skeptiker, der kritische Fragen stellt?


Was wir über uns selbst (nicht) wissen


Teams sind lebendige Systeme. Jedes Mitglied nimmt eine Rolle ein – bewusst oder unbewusst. Manche Rollen werden einem zugewiesen, andere übernimmt man aus Gewohnheit. Doch was passiert, wenn die eigene Selbstwahrnehmung nicht mit dem übereinstimmt, wie andere einen sehen?


Hier beginnt die eigentliche Dynamik: Rollenklarheit ist einer der entscheidenden Faktoren für eine funktionierende Zusammenarbeit. Fehlt sie, entstehen Missverständnisse, Konflikte und Ineffizienz.


Die unsichtbare Regie hinter Teamdynamiken


In Teams laufen Prozesse oft unterschwellig ab. Erwartungen werden nicht ausgesprochen, Rollen nicht reflektiert – und doch wirken sie. Oft wird einem eine Rolle zugewiesen, ohne dass man sie bewusst gewählt hat.


  • Die kommunikative Person wird automatisch als Moderator:in wahrgenommen.

  • Wer gerne strukturiert, wird zur Projektmanagerin.

  • Wer häufig Bedenken äußert, gilt schnell als Bremser.


Diese Rollen haben Einfluss auf unser Verhalten – und darauf, wie andere mit uns umgehen. Was passiert, wenn jemand aus dieser zugeschriebenen Rolle ausbricht? Irritation. Widerstand. Oder schlichtweg Ignoranz: „So bist du doch gar nicht!“


Erwartungen formen Verhalten – und umgekehrt


Die Psychologie spricht hier vom Pygmalion-Effekt: Die Erwartungen, die andere an uns haben, beeinflussen unser Verhalten – oft ohne, dass wir es merken. Wird eine Person im Team immer als „die Kritische“ gesehen, wird sie mit der Zeit genau das verstärken. Umgekehrt fühlen sich Menschen, die als „die Ruhigen“ gelten, oft übersehen oder nicht ernst genommen.


Das Problem dabei? Wenn wir unsere Rollen nicht reflektieren, laufen wir Gefahr, immer wieder in dieselben Muster zu rutschen. Und wenn Teams diese Muster nicht hinterfragen, bleibt viel Potenzial ungenutzt.


Rollenklarheit als Schlüssel für wirksame Teams


Klare Rollen bedeuten nicht starre Schubladen. Im Gegenteil: Sie schaffen Transparenz, ermöglichen Flexibilität und verhindern Missverständnisse.

Dazu gehört:


  • Eigene Rollen reflektieren: Wie sehe ich mich selbst? Wie werde ich wahrgenommen?

  • Erwartungen offenlegen: Welche Rolle nehme ich gerne ein – und welche nicht?

  • Flexibilität zulassen: Teams funktionieren am besten, wenn Rollen nicht an Personen, sondern an Situationen gebunden sind.


Rollenklarheit ist also nicht nur eine Frage der Struktur, sondern auch eine der Haltung: Sie ermöglicht es Teams, gezielt Stärken zu nutzen, blinde Flecken zu erkennen – und die Zusammenarbeit auf eine neue Ebene zu heben.


Fazit: Die Kraft der Selbst- und Fremdwahrnehmung nutzen


Jede:r hat eine Rolle im Team – die Frage ist nur, ob sie bewusst gewählt oder unbewusst zugewiesen wurde. Wer diese Dynamiken erkennt, kann sie aktiv gestalten. Und genau darin liegt die Chance: Ein starkes Team entsteht nicht durch perfekte Einzelspieler:innen, sondern durch ein Zusammenspiel, das Rollen bewusst nutzt, statt in ihnen stecken zu bleiben.



Ich freue mich auf eure Rückmeldungen,

eure Erfahrungen und über einen Austausch!


Mag. a (FH) Silvia Helga Faulhammer, MSc.

desenz Agentur für Kommunikationsberatung

Josef-Schwer-Gasse 13 . 5020 Salzburg

Mobile Phone: +43 664 85 3 90 11


Übung zur Team- und Rollenklarheit:

„Wer bin ich – und wie sehen mich die anderen?“


Diese interaktive Übung hilft Teams, unbewusste Zuschreibungen, Kommunikations-dynamiken und Rollenmuster im Arbeitsalltag zu erkennen. Sie verdeutlicht, wie Erwartungen und Vorannahmen das Verhalten innerhalb eines Teams beeinflussen können – und schafft eine spielerische Reflexion über Selbst- und Fremdwahrnehmung.


Ablauf der Übung:


Rollenvergabe:


Jede:r Teilnehmer:in erhält eine zufällige Rolle, die auf einem Hut oder Stirnband sichtbar ist – allerdings nicht für die eigene Person. Beispiele für Rollen sind:

  • Die Chefin

  • Der Clown

  • Die Besserwisserin

  • Der Skeptiker

  • Der Controllfreak

  • Die Harmoniebedürftige

Die Person selbst weiß nicht, welche Rolle sie hat, während alle anderen sie klar sehen können.


Gruppendiskussion bzw. Gruppenarbeit:


Die Gruppe diskutiert eine gemeinsame Aufgabe oder arbeitet an einem vorgegebenen Thema. Dabei behandeln die Teilnehmenden jede:n so, als entspräche ihr/sein Verhalten der zugewiesenen Rolle – ohne dies explizit anzusprechen.


Reflexion:


Anschließend wird reflektiert:

  • Wie habe ich mich gefühlt?

  • Habe ich gespürt, dass mir eine bestimmte Rolle zugeschrieben wurde?

  • Welche Dynamiken sind in der Gruppe entstanden?

  • Welche Parallelen gibt es zum Arbeitsalltag?


Lernziele:


  • Bewusstsein für Rollen und Zuschreibungen schaffen

Die Übung verdeutlicht, wie unbewusste Erwartungen und Labels unsere Wahrnehmung und Kommunikation beeinflussen.


  • Empathie und Perspektivwechsel fördern

Die Teilnehmenden erleben, wie es sich anfühlt, in eine bestimmte Rolle gedrängt zu werden – und reflektieren, wie sie selbst andere (unbewusst) in bestimmte Schubladen stecken.


  • Teamkommunikation und Zusammenarbeit verbessern

Durch die gemeinsame Reflexion werden Verhaltensmuster sichtbar, die das Miteinander stärken oder behindern können.


Diese Methode eignet sich ideal für Teambuildings, Leadership-Trainings und Workshops zur Kommunikations- und Konfliktkompetenz. Sie regt zum Nachdenken an und sorgt für Aha-Momente – oft mit einem Augenzwinkern.


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